Zur Geschichte
des Gallnerkirchleins

Auf dem ersten der drei Gipfel des an seiner höchsten Stelle 709,5 m hohen Gallnerberges liegt der Einödhof Gallner und daneben das uralte Gallnerkircherl.Gallner Kirchlein Schon im Jahre 1490 ist es am 5. Oktober in einer römischen Urkunde genannt, als ihm von vier Bischöfen Italiens ein Ablaß verliehen wurde. Da das Gotteshaus damals schon bestand und die Kunde von seinem Vorhandensein bis nach Rom gedrungen war, muß die Erbauungszeit weit zurückliegen. Eine Vermutung geht dahin, daß sein Vorläufer ein keltisches Heiligtum gewesen sein könnte. Kirchenpatron ist der hl. Sixtus. Die Sage verlegt sogar seine Jugendzeit auf den Gallner, wo er als Hirtenknabe mit dem Hammer ein Zeichen in den Fels geschlagen habe, nach dem er suchen ließ, als er zu Papstwürden aufgestiegen war. Eine andere Sage verkündet von einem Riesengeschlecht, das auf dem Gallner und dem benachbarten Pilgramsberg hauste. Beim Bau ihrer Burgen besaßen sie nur einen Hammer, den sie sich gegenseitig über das Kinsachtal hinweg zuwarfen. Die Sage erinnert an den Heidengott Thot oder Donar, dessen Hammer Mjölmir, der Zermalmer, nach jedem Wurf immer wieder in seine Hand zurückkehrte. Die Kirche hatte einst zwei Glocken, die die mit der Jahrzahl 1494 und 1514 versehen waren. Die Ältere davon habe die Kraft besessen, Unwetter weit wegzutreiben. Darum seien eines Tages zornerfüllte Böhmen, zu denen die abgewendeten Unwetter hingezogen waren, ins Bayernland und auf den Gallner gekommen, um die Glocke unschädlich zu machen. Sie trieben einen eisernen Eggenzahn in ihren Mantel und warfen sie in einen tiefen Brunnen, wo sie später auf wunderbare Weise wieder aufgefunden wurde. Dieser Sage könnten die Husittenneinfälle zugrunde liegen, durch die unsere Heimat damals verheert wurde. Die Gallnerkirche verfiel in jener traurigen Zeit der Säkularisation im Jahre 1803. Der Gallnerbauer Lorenz Lehner kaufte sie unter der Auflage, sie zu profanieren und in Wohnhaus oder in eine Stallung umzuwandeln. Auf diese Weise entging die Kirche wenigstens dem Schicksal des gänzlichen Unterganges. Die Glocken und die Einrichtung kamen in die Pfarrkirche Konzell.




Hl. Sixtus, Gallner-Bermesse

So hauste hier eine Zeit lang die Landwirts- und Holzschnitzerfamilie Mühlbauer. Als Johann Peter Mühlbauer zu Beginn des l9. Jahrhunderts die damals so benannte "1/16tl Zeiselsöden" in Unterweinberg erwarb, verblieb dieser Familie der Hausname "Gallnerpeter" bis auf den heutigen Tag. Auf Betreiben das Pfarrers Seeham von Konzell wurde am 16. Juni 1853 die Profanierung des Kirchleins wieder aufgehoben. Es durften an den Gedächtnistagen des hl. Sixtus (6. August) und der hl. Barbara (4. Dezember) wieder Gottesdienste gehalten werden. Die Einrichtung und die zwei Glocken kehrten aus Konzell wieder heim.. Der Bauer Alois Lehner trat freiwillig und ohne Entschädigungsforderung die in sein Eigentum übergegangene Kirche an die Kirchenstiftung ab unter der Bedingung, daß sie in Zukunft ausschließlich gottesdienstlichen Zwecken dienen solle. Während der Renovierungszeit von 1976 bis 1978 waren die Heiligenfiguren in einem Stadel in Konzell ausgelagert, wo die um 1500 geschaffene Muttergottesstatue mit dem Jesukind am 4. Juli 1976 gestohlen wurde. Im Mai 1978 wurde sie von einem Fischer in der Donauschleife bei Öberau aus dem Wasser gefischt. Die Figur das Jesusknaben war abgebrochen. Anhand von Bildern in einem Aufsatz des Pfarrers Poiger im Bayerwaldheft 1917 konnte durch Vergleichen des Faltenwurfes und anderer Merkmale festgestellt werden, daß es sich um die Muttergottesstatue aus dem Gallnerkircherl handelt. Sie wurde von dem Kirchenmaler Weilhammer aus Gangkofen restauriert und am Pfingstmontag 1980 feierlich wieder an ihrem alten Standort aufgestellt. Um die geschmackvolle Restaurierung des Kirchleins hat sich neben den vielen Spendern und Helfern besonders Herr Dr. med. Franz Aubelle aus Konzell große Verdienste erworben.