Geschichte der Waldlermesse

Was für das "Oberland" die Bauernmesse von Anette Thoma oder für das Salzburger Land "D'Salzburger Arme Leut' Mess" ist, das ist für Niederbayern die "Waldlermess". Seit der ersten Aufführung (1952) ist die Waldlermesse bestimmt schon mehrere tausend Male in Niederbayern, Oberpfalz, Franken, Oberbayern und auch im benachbarten Österreich, bei einfachen wie bei hochfesttäglichen Anlässen, traditionsgemäß bei der Arberkirchweih, bei Wallfahrten, bei Hochzeiten wie bei Beerdigungen zu Gehör gebracht worden, zur Freude und Erbauung der Zuhörer und zur Ehre Gottes. Einheimische und Fremde, Junge und Alte, alle lauschen andächtig zu. 1984 wurde von einer Kirchberger Wallfahrergruppe die Waldlermesse sogar in der Gotthardskirche in Cureggia (Nähe Lugano, Schweiz) zu Ehren des heimatlichen Kirchenpatrons St. Gotthard gesungen. Der Komponist der Waldlermesse, Ferdinand Neumaier, Ehrenbürger der Gemeinde Kirchberg und Ehrenmitglied des Bayerischen Waldvereins, ist im Jahre 1890 (in Kirchberg geboren. Er erwählte den Beruf eines Schulmannes. Seine berufliche Laufbahn begann er als Hilfslehrer in der Dorfschule von Neuschönau, weitere Stationen waren Regenhütte, Zwiesel, Abensberg und ab 1913 Landshut, wo er zuletzt als Rektor an der dortigen Knabenschule St. Martin wirkte. Neumaier hat schon sehr früh begonnen, Volkslieder zu sammeln und aufzuschreiben. An die 90 Lieder hat er
komponiert, teilweise auch am Text selbst geschrieben. Das uns allen bekannte Lied "Mir san vom Woid dahoam" entstand im Jahre 1938. Seine bedeutendste Komposition aber war die Waldlermesse. Über die Entstehung erzählt Ferdinand Neumaien: "Der Bayerische Waldverein hielt 1952 in Kötzting seine Jahresversammlung ab. Beim Festgottesdienst wurde die Bauernmesse von Anette Thoma gesungen.
Nachher traf ich meinen Freund Eugen Hubrich aus Straubing. Der rief mir zu: "Du, Ferdinand, woaßt was, i schreib'a Waldlermeß und du muaßt sie vertona!" Nach acht Tagen bekam ich von Hubrich den Text der Waldlermesse. Ich setzte mich sofort ans Klavier, und am Abend war die Komposition in den Grundzügen fertig. Zwei Wochen feilte ich noch daran herum, bis ich endlich damit zufrieden war." Rektor Ferdinand Neumaien ist mehrere Generationen zurückgewandert, um zu erfahren, wie damals altbayerische Lieder gesungen und gespielt wurden. Aus dem Singen und Musizieren, dem Urquell waldlerischen Brauchtums, kommen diese einfachen und doch vielsagenden Weisen. In der Waldlermesse reden die Bewohner des Waldes mit "ihrem Herrgott", der selbstverständlich ihren Dialekt und damit waldlerisch bestens versteht. Es sind einfache Weisen in allgemein verständlicher Form, sowie sie einfache Bauern einstens entsannen, ausgerichtet für die Bewohner des Bayerischen Waldes, alles in ihrer ganz eigenen Sprache, teilweise traurig und schwermütig, aber zwischendurch auch herzhaft und zugleich etwas besinnlich. In den Texten der Waldlermesse spiegelt sich die große Weite des Waldes, das abgeschiedene Leben der Bewohner, abseits von allem Trubel, die teilweise große Armut, wie diese damals noch herrschte, aber auch die Freude und Zufriedenheit wider. Der Komponist der Waldlermesse Ferdinand Neumaier ist im Jahre 1969 gestorben. Anläßlich seines 95. Geburtstages wurde am 8. September 1985 an seinem Gebutshaus in Kirchberg eine Gedenktafel in Bronze enthüllt. Für die beiden begnadeten Künstler, dem Komponisten Neumaier und dem Textdichter Hubrich, sind wohl die Verse der ersten Strophe vom "Ite missa est" wahr geworden: "Jetzt geh i voll Frieden ins Waldhütterl nauf; hoch überm Berg droben steht's Himmelstor auf. Is des a Gefunkel, a Pracht und a Glanz: Der Herrgott segnet d`Welt mit der Himnelsmonstranz."